Mikrofrieden

Wie schnell unsere Welt doch geworden ist. Auf einmal ist man Friedensnobelpreisträger. Nicht alleine natürlich, immerhin hat ja die Europäische Gemeinschaft den Preis bekommen. Generation um Generation hat und wird sich für den Frieden in Europa einsetzen. Als Europäer gehöre ich dazu und trage somit einen winzigen Teil des Preises mit.

Ich habe mich schon oft gefragt, wie es für Menschen nach so einem Preis weitergeht. Eigentlich sollte sich nichts ändern. Doch verleiht so eine Auszeichnung eine gewisse Verantwortung seine Forschung, Projekte, Politik oder moralische Haltung fortzusetzen.

Als Mikro-Friedensnobelpreisträger frage ich mich also kritisch, wie schnell die Welt doch geworden ist. Gestern hörte ich von Dingen die in Mali passieren, heute sprechen die Medien vom Beginn des Bodenkriegs (der Franzosen) oder blutigen Geiselbefreiungen in Algerien. Die Europäische Gemeinschaft steht geschlossen hinter Frankreich, Deutschland hilft mit Transportmaschinen aus. Denkt man aus dem Blickwinkel eines zusammenwachsenden Europas ist es auch kaum mehr ein Unterschied, ob man Truppen hinschickt oder die der anderen transportiert. Vielleicht ist das Truppenkontingent für dieses Quartal mit den Patriot-Batterien an der syrischen Grenze aber auch schon ausgeschöpft?

Überraschend wie schnell Europa inzwischen reagieren kann, wenn es außerhalb seiner Grenzen Funken schlägt. Ob das im Falle von Libyen oder Mali moralisch gerechtfertigt war/ist, kann schwerlich mit einem einfachen Ja oder Nein beantwortet werden. Legt man die Schablone vergangener Jahrhunderte auf die heutige geopolitische Landschaft, so fällt auf, wie nahe diese Einsätze an alten Seilschaften verlaufen. Vorschläge zur Bürgerkriegskrise in Syrien prallen regelmäßig am alten Freund Russland ab. Mali ist erst seit 1960 unabhängig von Frankreich. Generell ist die Nordküste von Afrika ja nicht nur zwischen 1940-1943 interessant für Europa gewesen.

Dieser Neokolonialismus ist zumindest nicht mehr auf Territorium, Bodenschätze oder einen Platz an der Sonne ausgerichtet. Dafür fehlt ihm leider an Nachhaltigkeit. “Schnell rein, schnell wieder raus” ist die Devise bei all diesen Einsätzen, selbst in Afghanistan, wo eine Dekade Präsenz ohne nachhaltige Entwicklung auch nicht viel bringt. Stattdessen herrscht (Geo)politische Kurzsichtigkeit, die nur Mikrofrieden bringt.

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