Orgelpfeifen

Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass sich der recht bekannte (manche würden sagen renommierte, ich nicht) Kriminologe Christian Pfeiffer und die katholische Kirche zerworfen haben. Geplant war eine umfangreiche Studie zu Missbrauchsfällen in Einrichtungen der Kirche. Nun gibt es zwischen beiden Akteuren die guten alten unüberbrückbaren Differenzen. Die Kirche, allen voran die Diözesen München und Freising pochten nach Pfeiffers Aussage auf umfassende Zensurrechte. Im Tenor der Kirchenvertreter wird hingegen das Bild von Pfeiffer als Streithahn gezeichnet.

Auf Spiegel Online gab es zu dieser Sache ein Interview mit Bischof Stephan Ackermann, nach dessen Lektüre ich gerne gelacht hätte. In Anbetracht dessen wer hier die Leidtragenden sind, bin ich doch lieber wütend geworden:

SPIEGEL ONLINE: Einer der Streitpunkte war, dass die Bischöfe unbedingt ihre Sicht der Dinge in Pfeiffers Abschlussbericht veröffentlicht sehen wollten.

Ackermann: Bei einem Bericht geht es ja nicht nur um Statistiken und Zahlen, sondern auch um eine Deutung: warum etwas passiert ist. Deswegen gab es einen Projektbeirat, der vermerkt haben wollte, wenn er etwas anders sieht. Da ging es nicht um eine Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit, sondern nur um die Darstellung einer abweichenden Meinung, wenn es sie denn gibt.

In einem anderen Interview erklärte Pfeiffer dem Deutschlandfunk die Vorgeschichte aus seiner Sicht. Demnach bestand die Kirche während der Studie plötzlich auf eine Prüfung aller Texte der Studie, sowie dem Recht Veröffentlichungen zu verbieten. Der Kriminologe schlug im Gegenzug vor, das der Kirche Platz für Stellungnahmen eingeräumt werde. Diese müssten freilich sichtbar gekennzeichnet sein. Ist ja schön das sich die Kirche auch mal im wissenschaftlichen Diskurs versuchen will.

Vielleicht sollte sie sich da zuerst ein paar Tipps holen, wie man das macht. Leihenwissenschaftler erkennt man ganz gut am Ungleichgewicht zwischen Behaupten und beweisen. Da ist die katholische Kirche ja generell ganz gut drin, im Behaupten. Vielleicht haben sie sich von Herrn Guttenberg beraten lassen?

Generell ist der Dilettantismusfaktor bei diesem Projekt maximiert (Oh, hätte ich fast vergessen: Soll schöne Grüße vom Willy Brandt Flughafen Berlin-Brandenburg bestellen!). Ackerman räumt ein, dass es bei der Auswahl des Partners für die Studie schnell gehen musste. Wer passt da besser als Christian Pfeiffer, der in puncto Medienwirksamkeit sowieso immer als Erster auf der Matte steht. Zumal auch Herr Pfeiffer ganz groß im Behaupten ist und es mit dem Beweisen nur bedingt hat (siehe “Fall Sebnitz” etc.).

Was lernen wir über systematischen Missbrauch in Kircheneinrichtungen wenn sich zwei Pfeifen zum Orgelspielen treffen? Peinlich wenig.

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