Wortführer Dezember

Obwohl diese Seite erst ab Januar 2013 so richtig existiert, war wutblogger.de doch schon im abgelaufenen Jahr in unseren Herzen und Köpfen. Eine der wenigen Regelmäßigkeiten die wir einführen möchten ist die, im Titel genannte Kategorie “Wortführer”+Monat. Darüber gab es im Dezember schon schnell Einigkeit und so wollen wir ohne lange Erklärung zum fleischigen Kern der Sache kommen.

Wir waren auf einer Party unterwegs, die ohne Frage für ein halbes Jahr Begriffe und Sätze für diese Kategorie hätte abwerfen können. Bei Parties sind Küchen immer beliebt. Dort gibt es Essen, Getränke, für Konversation gedimmte Musik und es ist generell klein und gemütlich. Bezeichnenderweise standen in dieser, randvoll mit leckerem Essen gefüllten Küche kaum Menschen. Es war eine dieser Parties. Eine bei der einen alle Leute fragen, was man studiert und darauf selbst nur “Economics” zu antworten haben. Economics heißt übersetzt so viel wie “batshitcrazyawesomepantssexybeing”, jedenfalls in der Innenwahrnehmung dieser Küchenverächter. In der Außenwahrnehmung dümpelten die schnell trinkenden Studenten (gibts was zu kompensieren?) konversationstechnisch eher im seichten Fahrwasser der Konformität.

Wie gesagt war die Küche weitestgehend frei von der zukünftigen Reihenhausmittelschicht Deutschlands. Das hatte den Vorteil, dass wir uns ganz dem Essen zuwenden können. Fleisch ist sprachlich schon ein seltsamer Begriff. Er steht oft im Zentrum, kann aber nie wirklich alleine stehen. Ein Beispiel dieser Beobachtung haben wir in angesprochener Küche delektiert: Würstchen im Glas, bzw. dann aus dem Glas.

Würstchen im Glas kommt zunächst so lebhaft wie Kassler mit Sauerkraut daher, aber was sagt uns der Begriff eigentlich. Es handelt sich definitiv nicht um einen Serviervorschlag. Das aufgeprägte Etikett hatte da eine Idee anzubieten, die jedoch wenig vielversprechend aussah. Das Speichermedium scheint bei den, sagen wir mal eher günstigen Speisen eine wichtige Rolle einzunehmen: Dosenravioli, Tiefkühlpizza, Tütensuppe und eben Würstchen im Glas. Um eine versteckte Qualitätskritik kann es sich jedenfalls nicht handeln, denn all diese Dinge schmecken, richtig zubereitet, fantastisch.

Noch besser waren allerdings die Fleischcroissants. Ein hoch auf die Sprache in der sich zwei schon perfekte Wörter in einem perversen Akt bis zum Geschmacksorgasmus paaren können. Ein wenig amerikanisch mutet es schon an, in das kulturreiche Frühstücksgebäck Fleisch zu pressen. In Retrospektive wäre es auch ohne gegangen, wir hatten ja Würstchen im Glas. Allerdings hätten sich die ganzen Economics darüber mockiert das es abends auf einer Party Croissants gibt. Das ist ja so nicht üblich.

Einen haben wir aber noch. Im Dezember gibt es schließlich eine Menge Veranstaltungen. Auf einer ebendieser meinte man zu einem Kollegen er solle sich an unseren Tisch setzen. Er girff sich einen Stuhl und wägte trocken ab: “Jetzt wo der Gifthauch der Geschäftsführung hinfort ist…

#EtwasüberBieber

Internettrolle haben mal wieder eine Fakekampagne gegen Bieberfans gestartet. In typischer Internetmanier wurde natürlich einer draufgesetzt. Letztes Mal wurde bei Justin Bieber angeblich Krebs diagnostiziert und mit dem Hashtag #BaldforBieber zum rasieren einer Glatze aufgerufen. Das ist noch relativ harmlos, ein Spiegel gar für Teenager und ihre Leichtgläubigkeit. Nun hat der ähhm.. Sänger angeblich einen Joint geraucht. Big f<3cking buisness.

4chan-User haben daraufhin den Hashtag #CuttingforBieber ins Leben gerufen. Es ist nicht so wirklich festzustellen, welche Bilder von aufgeritzten Armen Fake oder echt sind. Aber hier werden zwei Kulte definitiv zu weit gegeneinander getrieben. Ich hoffe wir sehen uns hier nicht nach #JumpingforBieber wieder, oder noch schlimmer, wenn Bieber irgendwo Präsident wird …

Warum ich nicht zeitgemäß bin und dafür 12,22€ im Monat zahlen muss

Wenn drei Menschen über einen Zaun schauen möchten und man hat drei Kisten, dann bekommt jeder eine auf die er sich draufstellen kann. Das klingt gerecht, geradezu gleichberechtigt. Wo die Kisten aber genormt sind, weisen Menschen unterschiedliche Attribute auf, z.B. die Körpergröße. Wirklich gleichberechtigt, im sozialen Sinne, ist es also, dem Kleinen zwei Kisten zu geben und dem großen Menschen keine. So können alle immer noch über den Zaun schauen.

Auf diese Weise funktionierten auch die viel geliebten GEZ Gebühren bis jetzt. Man zahlte für jedes Gerät, das man besaß. Der reiche Nobelschröder zahlte für seine Fernseher und Autoradios, ich zahlte nur für ein Radio. Seit 1. Januar nennt sich das ganze Rundfunkbetrag und ist einheitlich. Das ist schön gerecht für die Leute mit viel Geld, ganz widerlich gerecht für Leute wie mich. Ich habe seit jeher GEZ Gebühren für mein Radio + Online gezahlt, weil ich es nutze und für gut befinde.

Einen Fernseher habe ich schon aus Überzeugung nie besessen. Laut Zeit Online gibt es ca. 600.000 Leute, die das wohl ähnlich sehen und nocheinmal ca. 850.000 die gar keine GEZ-Gebühren zahlten. Auch wenn die Dunkelziffer der Drückeberger rausgerechnet wird, zu euch komme ich gleich, so dürften wir doch mindestens bei einer Million Menschen sein die ab 2013 mehr zahlen müssen, ohne mehr zu nutzen.

Jeder kauft sich also gefälligst eine Kiste, stellt sich vor den Zaun und hält die Fresse. Den Kistenverkäufer interessiert es einen Scheißdreck ob die Menschen zahlen wollen oder etwas sehen können. Alle müssen bei ihm kaufen und dafür passiert auf der anderen Seite weniger Werbung. Nun beginnen viele Leute zu merken was für ein beschissenes Geschäft sie doch gemacht haben. Der Kistenverkäufer kann so oft zählen wie er will, im Gegensatz zu vorher hat er auch nicht mehr eingenommen. Die Leute vorm Zaun können immer noch nicht Einfluss auf das Geschehen nehmen. Als Reaktion darauf können sie noch nicht einmal “Ihr könnt mich mal, ich steige aus” rufen und dem Kassierer unsanft seine Kiste ins Gesicht prengeln.

Jetzt soll noch einmal jemand sagen die GEZ wäre vorher schlimm gewesen. Da stand mal ein GEZ-Mensch vor der Haustür und jedes bekam man einen Brief. Weil das so manch einer ja himmelschreiend ungerecht und methodisch Nazihaft empfand, müssen tatsächlich hunderttausende Menschen nun Markus Lanz’ Wetten Das finanzieren, unabhängig vom Einkommen. Zuvor gebührenbefreite Menschen mit Behinderung müssen nun, bis auf Blinde, verminderte Gebühren bezahlen. Denn der ÖR-Rundfunk baut seine Barrierefreiheit aus. Der Schwarmdummheit wird das mundgerecht mit dem Slogan: “Einfach für alle” als solidarisch verkauft. Angeblich bin ich mit meinem Radio nicht mehr zeitgemäß. Wie modern sind eigentlich die traditionellen öffentlich-rechtlichen Medien im Zeitalter des Internets oder so Konzepte wie Einheitsgebühren?

Danke sage ich da jedenfalls an die Beschwerer, Drückeberger und Herrn Staat. Kann die Million+ Mehrzahler von oben bitte dieses Jahr Wählen gehen, ja? Und nun entschuldigt mich, ich muss mir jetzt 12,22 Euro pro Monat für Verbotene Liebe und die Lindenstraße aus der Hüfte dremeln.